Bildquelle: Peking © picture alliance
Welche Nation liegt im Medaillenspiegel vorne? Auf welchem Platz liegt Deutschland?
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Alle Erwartungen übertroffen – und wie |
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13.03.2022 |
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19 Mal Edelmetall beim Debütantenball: Junge Mannschaft begeistert mit hervorragenden Leistungen – Acht deutsche Athlet*innen schaffen den Sprung aufs Treppchen – Start des Umbruchs gelungen, doch das „Nachwuchsproblem ist und bleibt akut“
Die Erwartungen im Vorfeld waren sehr niedrig, die Vorzeichen schwierig: Corona-Pandemie, strenge Hygienemaßnahmen, Winterspiele an einem Ort, wo 2008 noch die Sommerspiele stattfanden und in einem Land mit schwieriger Menschenrechtslage – und dazu startete Russland einen Tag vor der Abreise des Team Deutschland Paralympics die Invasion in der Ukraine. Es lagen große Schatten über den Paralympischen Winterspielen und die weltpolitische Lage machte auch vor dem großen sportlichen Highlight für Menschen mit Behinderung nicht halt. Dennoch rückte nach einer emotionalen und berührenden Eröffnungsfeier mehr und mehr der Sport in den Fokus. In den 78 Medaillenentscheidungen gelangen der deutschen Mannschaft einige Überraschungen und Sensationen: In der Endabrechnung gab es 19 Mal Edelmetall beim neunfachen Debütantenball. Denn von den 17 deutschen Athletinnen und Athleten feierten über die Hälfte ihre Paralympics-Premiere. Zählt man die fünf Guides hinzu, sind es von 22 sogar 14 Debütantinnen und Debütanten. Im Medaillenspiegel belegte das Team Deutschland Paralympics mit vier Mal Gold, acht Mal Silber und sieben Mal Bronze den siebten Platz – und hat damit Rang eins im ewigen Medaillenspiegel vor Norwegen verteidigt. Blickt man auf die Anzahl, sammelte Deutschland sogar die fünftmeisten Edelmetalle aller teilnehmenden Nationen, hinzu kamen 19 Platzierungen auf den Rängen vier bis acht – eine hervorragende Bilanz angesichts einer kleinen Mannschaft, die sich mitten im Umbruch befindet. Zudem waren mit Anna Schaffelhuber (Karriereende), Andrea Eskau und Clara Klug (beide verletzt) drei Athletinnen nicht vor Ort, die bei den Winterspielen in PyeongChang vor vier Jahren für mehr als die Hälfte aller deutschen Medaillen sorgten. Damals holte die deutsche Mannschaft exakt die gleiche Anzahl an Edelmetall wie in Südkorea 2018. Auch wenn russische und belarussische Athlet*innen infolge des Ausschlusses kurz vor Beginn der Paralympics nicht am Start waren, hat das Team Deutschland Paralympics die sportlichen Erwartungen deutlich übertroffen. Acht deutsche Sportlerinnen und Sportler schafften den Sprung aufs Podium. Quade: „Völlig unerwartet, dass sie solche Kracher loslassen“ „Hätte jemand vor den Spielen gesagt, dass wir so viele Medaillen gewinnen und so viele tolle vierte bis achte Plätze holen – das hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagt DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher und fügt an: „Wir haben spannende und teils dramatische Wettkämpfe erlebt mit hauchdünnen Entscheidungen, mal zu unseren Gunsten, mal haben wir einen noch besseren Platz knapp verpasst. Das macht den Sport aus und für diese Emotionen lieben wir den Sport. Die Ergebnisse unterstreichen, dass wir auf einem guten Weg sind und unsere Trainer und Betreuer einen super Job machen. Klar ist aber auch, dass wir uns keinen Zentimeter zurücklehnen dürfen und den eingeschlagenen Weg konsequent weiter beschreiten müssen. Das Nachwuchsproblem ist und bleibt akut.“ „Wir können insgesamt sehr zufrieden sein“, sagt Dr. Karl Quade, Chef de Mission und Vizepräsident Leistungssport im DBS. „Anna-Lena Forster hat dem Druck standgehalten und eine hervorragende Ausbeute eingefahren. Auch die jungen Athletinnen und Athleten haben tolle Wettkämpfe abgeliefert. Gerade im Para Biathlon und Para Langlauf haben sie Top-Leistungen gezeigt. Dass sie solche Kracher loslassen, das kam für uns in dieser Form völlig unerwartet und wird auch nicht dadurch geschmälert, dass Russland nicht am Start war.“ Geht es nach Quade, war das erst der Startschuss des Umbruchs im deutschen Para Wintersport. „Ich bin mir sicher, dass wir in vier Jahren in Cortina noch einige weitere neue Gesichter sehen werden. Wir haben inzwischen Strukturen geschaffen, die gut funktionieren. Es gibt Nachwuchs-Bundestrainer, spezielle Projektstellen bspw. für Blinden- oder Schneesport und immer mehr Talentscouts in unseren Landesverbänden. Das müssen wir weiter vorantreiben“, betont Quade. Anna-Lena Forster: „Für mich liefen die Spiele hervorragend“ Für zwei Premieren sorgte Anna-Lena Forster: Die Monoskifahrerin holte an Tag eins mit Silber in der Abfahrt die erste deutsche Medaille dieser Spiele, tags darauf Silber im Super-G und jubelte nach einer emotionalen Achterbahnfahrt zwei Tage später über den Paralympics-Sieg in der Super-Kombination – es war eine sichtliche Befreiung. Anschließend folgten im Riesenslalom Platz vier und im Slalom umjubeltes Gold zum Abschluss. „Für mich persönlich liefen die Spiele hervorragend. Gerade die erste Goldmedaille nach zweimal Silber zuvor war so emotional und auch erleichternd, weil viel Druck von außen kam“, sagt die 26-Jährige, die schon vor ihrem gemeinsamen Auftritt mit Para Biathlet Martin Fleig als Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier das deutsche Gesicht der Paralympischen Winterspiele war – mit allen dazugehörigen Erwartungen. Doch mit Beginn der Spiele kamen weitere Gesichter hinzu. Allen voran ein Debütanten-Trio im Para Biathlon und Para Langlauf: Die beiden Duos mit Sehbehinderung, Leonie Walter und Pirmin Strecker (1x Gold und 3x Bronze) sowie Linn Kazmaier und Florian Baumann (1x Gold, 3x Silber, 1x Bronze), begeisterten ebenso wie Marco Maier, der sich im Para Biathlon-Sprint und im Para Langlauf-Sprint in die Weltspitze katapultierte und bewies, dass sein Weltcup-Sieg bei der Generalprobe vor den Paralympics kein positiver Ausrutscher war. Für Leonie Walter, die im Weltcup im Dezember 2021 einmal auf Rang drei landete, ging es auf der Strecke in Zhangjiakou sogar ganz nach oben aufs Podest: Im Para Biathlon über die mittlere Distanz blieb Walter bei 20 Schüssen fehlerfrei und rettete mit letzter Kraft 3,7 Sekunden Vorsprung vor der ukrainischen Favoritin Oksana Shyshkova ins Ziel. Auch für Linn Kazmaier, mit 15 Jahren das Küken im Team Deutschland Paralympics, waren es unvergessliche Spiele. Unbekümmert und mit starken Leistungen erklommen Kazmaier und Baumann sensationelle fünf Mal das Podest – mit der Krönung am vorletzten Wettkampftag: Im Para Langlauf über 10 Kilometer lief das Duo allen davon und feierte einen Gold-Triumph. Dass mit Anja Wicker, Martin Fleig, der seine grandiose Karriere mit Abschluss dieser Paralympics beendet hat, und Andrea Rothfuss auch noch die „alten Hasen“ Edelmetall mit in die Heimat nehmen können, rundet die erfolgreichen Spiele aus sportlicher Sicht ab. Dazu freute sich Anna-Maria Rieder bei ihrer zweiten Teilnahme über ihre erste Paralympics-Medaille. Die 22-Jährige gewann zum Abschluss Bronze im Slalom. Auch die deutschen Para Snowboarder machten Werbung für ihre Sportart – und Christian Schmiedt schrammte zweimal als Elfter knapp an einer Top-10-Platzierung vorbei. Erst zum zweiten Mal war Deutschland in der Sportart vertreten, die 2014 paralympische Premiere feierte. Diesmal war ein Debütanten-Trio am Start. „Dafür, dass wir erst seit vier Jahren ein Team sind, nicht die Trainingsmöglichkeiten wie andere Nationen haben und trotzdem akzeptable Leistungen abliefern – da bin ich stolz auf die Jungs“, resümierte Cheftrainer André Stötzer. Klassifizierung: „Das IPC und die Fachverbände haben eine hohe Verantwortung“ International sorgte vor allem China für Aufsehen. Bislang gewann das Gastgeberland bei Paralympischen Winterspielen eine Medaille – Gold im Rollstuhlcurling vor vier Jahren in PyeongChang. Diesmal landete China auf Platz eins im Medaillenspiegel. Erst danach folgten mit deutlichem Abstand im Goldmedaillen-Ranking traditionell starke Para Wintersport-Nationen wie Ukraine, Kanada, Frankreich, die USA und Österreich. „Es ist krass, wie die Chinesen teilweise die restliche Weltspitze deklassiert haben – und das sind ja auch keine Hampelmänner“, sagt Martin Fleig. Man müsse auch berücksichtigen, dass China wahnsinnig viel investiert hätte, erklärt Karl Quade. „Sie haben viele finanzielle Mittel und mehr Menschen mit Behinderung als Deutschland Einwohner hat. Man hat von außen allerdings schon den Eindruck, dass in Einzelfällen falsch klassifiziert wurde. Es ist sehr unglücklich, dass China durch die Gastgeber-Slots keine sportliche Qualifikation mehr erbringen musste. Daher wurden die Athletinnen und Athleten einmal klassifiziert und tauchten dann größtenteils erst wieder bei den Paralympics auf.“ So bleibt ein fader Beigeschmack. Generell sei eine valide Klassifizierung äußerst wichtig für den Para Sport. „Da tragen das IPC und die Fachverbände eine hohe Verantwortung. Die Rahmenbedingungen müssen so sein, dass sie möglichst faire Wettkämpfe garantieren. Meiner Meinung nach brauchen wir weltweit spezialisierte Klassifizierungszentren mit hauptamtlichen Experten. Das kostet zwar viel Geld, allerdings wird der Para Sport auch immer professioneller und für die Athletinnen und Athleten hängt sehr viel daran“, erklärt Quade. Friedhelm Julius Beucher ergänzt: „Dieses Thema muss ganz nach oben auf die Agenda des IPC. Die Klassifizierung ist die Achillesferse des internationalen Para Sports.“ Beucher: „Sportlich tolle Momente erlebt – doch fröhliche Spiele waren das nicht“ „Rein auf den Sport bezogen, waren es für uns gute Spiele mit vielen Emotionen und tollen Momenten“, sagt Friedhelm Julius Beucher. Darüber hinaus fällt jegliche Einordnung schwer. „Fröhliche Spiele, so wie wir es aus der Vergangenheit kennen und lieben, waren das nicht. Einige Tausend Kilometer weiter tobt ein grausamer Krieg, das geht an niemandem spurlos vorbei. Die ukrainische Mannschaft bangt um Familien, Verwandte und Freunde, sie verdient nicht nur unser Mitgefühl, sondern auch Solidarität. Die Medaillen der Ukraine sind auch Medaillen des Friedens. Das ist eine wichtige Botschaft, die von den Paralympics in die Welt geht“, betont der DBS-Präsident. Die Corona-Pandemie spielte indes eine deutlich kleinere Rolle als im Vorfeld erwartet. Zwar stellten die Maßnahmen im Vorfeld alle Teilnehmer*innen auf eine harte Probe, doch die befürchteten Szenarien blieben aus. Mit nur 18 positiven Fällen bei Ankunft am Flughafen und sechs im „Closed Loop“ insgesamt, darunter keiner im deutschen Team, fiel die Anzahl nicht nur absolut, sondern auch relativ deutlich geringer aus als bei den Olympischen Spielen. „Vor der Abreise war ich ziemlich nervös und wir hatten alle Angst vor einem positiven Test. Aber sobald man es ins Paralympische Dorf geschafft hatte, hat man sich besser gefühlt und wurde von Tag zu Tag entspannter. Mit Blick auf Corona waren wir wohl am sichersten Ort der Welt“, berichtet Anna-Lena Forster, die bei ihren dritten Spielen jedoch drei Dinge besonders vermisste: ihre Familie, den restlichen Teil des Team Deutschland Paralympics, der im anderen Dorf in Zhangjiakou untergebracht war, und das Deutsche Haus Paralympics. „Das ist als Treffpunkt immer genial. Daher bleiben die Spiele in PyeongChang auch mein bisheriges Highlight.“ Dennoch war ihre Zimmerkollegin Andrea Rothfuss durchaus angetan von der Zeit in China. „Es herrschte ein tolles Flair und es war viel von dem vorhanden, was die Spiele ausmacht: top Bedingungen, sehr freundliche und hilfsbereite Volunteers, gemeinsame Freude, gemeinsames Leid, das Miteinander – diese Emotionen waren auch hier zu spüren und davon werden die Spiele getragen, egal ob Pandemie oder nicht“, sagt die 32-Jährige. Und die muss es wissen, schließlich erlebte Rothfuss bereits ihre fünften Paralympics. Ob noch eine weitere Teilnahme hinzukommt? Das hält sie sich offen. „Die WM im nächsten Jahr möchte ich auf jeden Fall noch fahren und dann schauen wir von Jahr zu Jahr.“ Was bleibt von den Paralympics in Peking? Zeichen des Friedens in schwierigen Zeiten. Gut organisierte Spiele, bei denen Corona kaum eine Rolle spielte. Spannende Wettkämpfe mit einem Team Deutschland Paralympics, das mit vielen Medaillen sowie vorderen Platzierungen sportlich deutlich mehr auftrumpfte als angenommen. Die zuvor niedrigen Erwartungen wurden weit übertroffen. Und was bleibt noch? Die Vorfreude auf die Paralympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo. |
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Tag 1
Drei Medaillen zum Auftakt
Marco Maier hatte schon einige Interviews in der Mixed-Zone hinter sich und seine unermessliche Freude über Silber im Biathlon-Sprint 45,8 Sekunden hinter dem wie er fehlerlosen Ukrainer Grygorii Vovchynskyi (16;17.6 Minuten) und 10,2 Sekunden vor Mark Arendz aus Kanada (zwei Fehler) geführt, da wurde er plötzlich zur Jury gerufen. Die hatte Redebedarf, weil sich die Feder, auf der sein Gewehr beim Schießen aufliegt, sich leicht verbogen hatte – ein Verstoß gegen die Regeln. Es drohte eine Disqualifikation.(Bildnachweis: © Ralf Kuckuck)
„Super erleichtert“: Forster gewinnt erste deutsche Medaille
Glänzende Fahnenträgerin: Monoskifahrerin Anna-Lena Forster raste trotz kurzen Schlafs in der Abfahrt bei den Paralympics in Peking auf Platz zwei und freute sich trotz der Chance auf Gold auch über Silber. Andrea Rothfuss belegte einen starken und unerwarteten vierten Platz und verpasste die Medaille nur knapp. Noemi Ristau mit Guide Paula Brenzel sowie Leander Kress schieden auf der anspruchsvollen Piste in Yanqing aus.
(Bildnachweis: © Mika Volkmann)
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Tag 2
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„Extrem eng und spannend“: Forster holt zweites Silber im Super-G
Das gibt’s doch nicht“, rief Anna-Lena Forster und möglicherweise schob sie auch noch einen Fluch hinterher, doch als Momoka Muraoka die Ziellinie überquerte, war deren Zeit grün und bei Forster fortan +0,11 Sekunden hinter dem Namen zu sehen. Elf Hundertstel trennten die deutsche Fahnenträgerin, die am Tag zuvor bereits Silber hinter der Japanerin geholt hatte, somit von ihrem ersten Paralympics-Sieg in einer Speed-Disziplin, doch darauf muss die 26-Jährige vom BRSV Radolfzell weiter warten. "Es war so knapp und ich hätte noch viel besser fahren können. Ich habe einiges liegengelassen, da ärgere ich mich über mich selbst“, sagte Forster, hinter der die Chinesin Wenjing Zhang mit weniger als einer halben Sekunde Rückstand auf Bronze fuhr. Weil es so eng war und die Konkurrenz so gut drauf ist, war bei der Psychologie-Studentin aus Freiburg der Ärger schnell verflogen: „Es ist nochmal eine Medaille, das ist doch auch cool."(Bildnachweis: © Mika Volkmann)
Fleig Neunter bei chinesischem Doppelsieg
Im Ziel musste Martin Fleig erst mal kräftig durchschnaufen. „Es war knüppelhart. Ich bin fix und alle. Ich habe versucht, den Start nicht zu verschlafen. Das hat auch wie geplant funktioniert, aber nach der vierten Runde haben mich die Kräfte ein wenig verlassen“, berichtete der 32-Jährige vom Ring der Körperbehinderten Freiburg. Am Ende wurde Fleig in 49:53.9 Minuten als Neunter. Gold und Silber gingen an Peng Zheng (43:09.2 Minuten) und Zhongwu Mao (43:23.8 Minuten) aus China. Bronze holte sich der Kanadier Collin Cameron (47:36.6 Minuten), der siebeneinhalb Sekunden vor Tian Du (ebenfalls China) blieb. (Bildnachweis: © Ralf Kuckuck)
Para Snowboarder Schmiedt in den Cross-Finals dabei
Mit gemischten Gefühlen beenden die Para Snowboarder des Team Deutschland Paralympics ihren ersten Wettkampftag bei den XIII. Paralympischen Winter-Spielen in Peking. Christian Schmiedt hat sich mit einem elften Platz für das morgige Viertelfinale im Snowboard Cross der Klasse LL1 (Lower Limb 1) qualifiziert und bleibt damit bei seinen persönlichen Zielvorstellungen, es unter die besten Acht zu schaffen. Matthias Keller und Manuel Neß hingegen kamen in ihrer Klasse LL2 (Lower Limb 2) beide nicht über die Qualifikationsläufe hinaus. (Bildnachweis: © Oliver Kremer)
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Tag 3
„Erleichterung pur“: Emotionales Super-Kombi-Gold für Forster
Leni, Vidi, Vici: Anna-Lena Forster hat bei den Paralympics nach Silber in der Abfahrt und im Super-G Gold in der Super-Kombination gewonnen - es war das erste Gold für das Team Deutschland Paralympics. Anna-Maria Rieder wurde Vierte und verpasste die Medaille knapp, Leander Kress belegte einen guten 17. Platz. Noemi Ristau mit Guide Paula Brenzel und Andrea Rothfuss schieden im Super-G am vorletzten Tor unglücklich aus. (Bildnachweis: © MIka Volkmann)
Nächster Coup von Kazmaier und Walter
Die Nachwuchsathletinnen mit Sehbeeinträchtigung holen bei den Paralympics in Peking auch im Klassisch-Langlauf über 15 Kilometer Silber und Bronze – erneut hinter der Ukrainerin Oksana Shyshkova. Die beiden Deutschen zeigen sich von der langen Distanz gänzlich unbeeindruckt. Alexander Ehler muss sein Rennen hingegen vorzeitig abbrechen.
(Bildnachweis: © Ralf Kuckuck)
Snowboard Cross: Schmiedt scheidet knapp im Viertelfinale aus
Bei besten Bedingungen und strahlend blauem Himmel kam Para Snowboarder Christian Schmiedt bei den Paralympischen Winterspielen in Peking am heutigen Montag nicht über sein Viertelfinale der Klasse LL1 im Snowboard Cross hinaus. Nur drei Hundertstel fehlten dem deutschen Paralympics-Debütanten zum Einzug ins Halbfinale. Gold ging an den Kanadier Tyler Turner, Mike Schultz (USA) und Zhonggwei Wu (CHN) sicherten sich Silber und Bronze. (Bildnachweis: © Oliver Kremer)
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Tag 4
Nach Gold für Walter: „Stolz wie Harry“
Im Biathlon-Rennen über die Mitteldistanz von zehn Kilometern bei den Paralympics 2022 gewinnen Leonie Walter (SC St. Peter) und ihr Guide Pirmin Strecker die Konkurrenz bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung. In einem Herzschlagfinale retten sie 3,7 Sekunden vor der favorisierten Ukrainerin Oksana Shyshkova ins Ziel. In der sitzenden Klasse holen die Routiniers Martin Fleig und Anja Wicker Silber und Bronze. Im Biathlon-Rennen über die Mitteldistanz von zehn Kilometern bei den Paralympics 2022 gewinnen Leonie Walter (SC St. Peter) und ihr Guide Pirmin Strecker die Konkurrenz bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung. In einem Herzschlagfinale retten sie 3,7 Sekunden vor der favorisierten Ukrainerin Oksana Shyshkova ins Ziel. In der sitzenden Klasse holen die Routiniers Martin Fleig und Anja Wicker Silber und Bronze. (Bildnachweis: © Mika Volkmann)
Bildnachweis: © Ralf Kuckuck
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Tag 5
Marco Maiers zweiter Streich
Nach paralympischem Silber im Biathlon-Sprint zeigt sich der 22-jährige Allgäuer vom SV Kirchzarten auch im Langlauf-Sprint in der freien Technik kaltschnäuzig und muss sich nur dem Franzosen Benjamin Daviet geschlagen geben. Linn Kazmaier schenkt ihrem Guide Florian Baumann im Rennen der Frauen mit Sehbeeinträchtigung zu dessen 21. Geburtstag eine Bronzemedaille. Spätestens seit seinem Weltcup-Sieg im schwedischen Östersund Ende Januar ist klar gewesen: Marco Maier zählt im Langlauf-Sprint bei den Paralympics zu den Medaillenkandidaten bei den Männern stehend. Das baute einen gewissen Druck auf. Der 22-Jährige aus Blaichach, der seit einigen Jahren in Freiburg lebt und trainiert, hielt dem Druck Stand – auch wenn er im Fernsehinterview verriet: „Vor dem Finale waren meine Knie ganz schön weich.“
Bildnachweis: © Mika Volkmann, Oliver Kremer; Ralf Kuckuck
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Tag 7
„Medaille fürs Leben“: Überraschungs-Bronze für Rothfuss, Forster Vierte
„Diese Medaille hat die größte Bedeutung für mich, sie ist mir am meisten wert“
Andrea Rothfuss hat es geschafft und auch bei ihren fünften Paralympics eine Medaille geholt. Bronze im Riesenslalom von Yanqing ist ihr mehr wert als jedes andere Edelmetall zuvor. Zimmerkollegin Anna-Lena Forster verpasste es um 0,06 Sekunden, ihren Medaillensatz zu komplettieren. Anna-Maria Rieder wurde Fünfte, Noemi Ristau mit Paula Brenzel Zehnte. (Bildnachweis: © Mika Volkmann
Martin Fleig sagt tschüss
Der Paralympicschampion von 2018 gibt nach dem Biathlon-Einzelrennen (12,5 Kilometer) von Peking sein Karriereende bekannt. Zum Abschluss läuft bei ihm wenig zusammen. Acht Schießfehler und Strafminuten werfen ihn auf Rang 16 bei den Männern sitzend zurück. Linn Kazmaier (SZ Römerstein) und Leonie Walter (SC St. Peter) tüten die nächsten deutschen Medaillen ein, Anja Wicker (MTV Stuttgart) und Johanna Recktenwald (Biathlon Team Saarland) werden Vierte. (Bildnachweis: © Ralf Kuckuck)
„Stolz auf die Jungs“: Para Snowboarder Schmiedt als Elfter bester Deutscher
Die Plätze 11, 21 und 22 waren nicht das, was sich die drei deutschen Para Snowboarder vom Dual Banked Slalom bei ihrem Paralympics-Debüt erhofft hatten. Cheftrainer André Stötzer fand dennoch nur lobende Worte für Christian Schmiedt, Matthias Keller und Manuel Neß – zumal es die Snowboard-Nationalmannschaft erst seit vier Jahren gibt.
Bildnachweis: © Oliver Kremer;
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News
Goldene Fahnenträgerin
Leonie Walter, 18-jährige Sensationssiegerin im Biathlon über zehn Kilometer bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung, und ihr Guide Pirmin Strecker werden bei der Abschlussfeier der Paralympics die deutsche Fahne ins Pekinger „Vogelnest“ tragen – eine Aufgabe, der sie freudenvoll, aber gelassen entgegensieht.
Gemeinsam mit ihrer erst 15-jährigen Teamgefährtin Linn Kazmaier (SZ Römerstein), die am Samstag im Langlauf über zehn Kilometer nicht minder sensationell Gold holte, ist sie eine der deutschen Gesichter bei den Paralympics 2022 in Peking: Leonie Walter, 18 Jahre alt, aus St. Peter im Hochschwarzwald, die für den Skiclub ihres Heimatorts startet. Vier Einzelmedaillen gewann sie im Para Skilanglauf und im Para Biathlon, drei bronzene und eine goldene – ein Ergebnis, mit dem vor den Winterspielen nicht zu rechnen gewesen war.
Kein Wunder also, dass der deutsche Chef de Mission, Dr. Karl Quade, die Leistung von Leonie Walter in den höchsten Tönen lobt. „Sie ist gerade mal 18 Jahre alt und glänzt hier mit solch herausragenden Leistungen. Ihre Goldmedaille war das i-Tüpfelchen – und sie hat die Zukunft noch vor sich. Deswegen freue ich mich, dass Leonie am Sonntag unsere Fahne ins Stadion trägt“, sagt er.
Die Auserwählte fand es schlichtweg „schön“, auserwählt zu werden. „Es haben hier schließlich auch andere tolle Leistungen gezeigt“, betont sie. Ihr Guide Pirmin Strecker vom SV Kirchzarten sprach von einer „besonderen Ehre“ und einer „unglaublichen Belohnung“. Dem 19-Jährigen wird die Aufgabe zukommen, Leonie Walter bei ihrem Lauf ins Pekinger Nationalstadion, Spitzname „Vogelnest“, zu geleiten, so wie er es auch bei den Erfolgen des Duos gemacht hat. „Die Hauptaufgabe hat Leonie. Ich muss sie nur führen. Das kriegen wir auch diesmal zusammen hin.“ Bei der Athletin selbst ist von Aufregung bislang ebenfalls nichts zu spüren: „Es wird alles klappen“, sagt sie mit derselben sympathischen Kaltschnäuzigkeit, mit der sie sich in Zhangjiakou in den vergangenen Tagen am Biathlonstand präsentiert hat.
Bildnachweis: © Oliver Kremer
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Tag 8
Wahn-Linn bei den Paralympics
Die 15-jährige Oberlenningerin Linn Kazmaier (SZ Römerstein) setzt ihren phantastischen Leistungen in Zhangjiakou die Krone auf und gewinnt mit ihrem Guide Florian Baumann den Langlauf über zehn Kilometer in der freien Technik bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung. Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland, mit Guide Valentin Haag) wird im selben Rennen Fünfte. Alexander Ehler (SV Kirchzarten) kämpft sich bei den Männern stehend über 12,5 Kilometer auf Platz neun. (Bildnachweis: © Ralf Kuckuck
Gold und Bronze für Slalom-Spezialistinnen Forster und Rieder
Pe-King? Pe-Queen! Der letzte Wettkampftag der alpinen Skifahrerinnen bei den Paralympics in Peking wurde zum erfolgreichsten: Anna-Lena Forster fuhr souverän zum zweiten Sieg, während sich Anna-Maria Rieder als Dritte mit ihrer ersten Paralympics-Medaille belohnte. Noemi Ristau und Paula Brenzel belegten Platz neun, Andrea Rothfuss schied aus. Dazu hatte Christoph Glötzner eine gute Nachricht parat. (Bildnachweis: © Mika Volkmann
(Bildnachweis: © Mika Volkmann)
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Tag 9
Wolfs Ski alpines Paralympics-Fazit: „Medaillenvorgabe übertroffen“
Zwei Mal Gold, zwei Mal Silber, zwei Mal Bronze: Das Deutsche Para Skiteam Alpin hat die eigenen Erwartungen bei den Paralympics in Peking übertroffen. Anna-Lena Forster, Andrea Rothfuss und Anna-Maria Rieder gewannen die Medaillen, die Debütanten Christoph Glötzner und Leander Kress sowie Noemi Ristau mit Guide Paula Brenzel erlebten die ganze Bandbreiten der skifahrerischen Emotionen.(Bildnachweis: © Mika Volkmann)
In jeder Hinsicht außergewöhnlich
Am letzten Tag der Paralympischen Winterspiele in China landen die deutschen Langlauf-Staffeln auf den Plätzen fünf und acht. Für Martin Fleig ist es der letzte Einsatz in einem Rennen, weswegen sich die Mannschaftskollegen extra ins Zeugs legen. Der Bundestrainer Ralf Rombach blickt auf emotionale Tage zurück. (Bildnachweis: © Ralf Kuckuck)
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"Zusammenstehen vieler Nationenhat für Umdenken gesorgt" |
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03.03.2022 |
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Nachdem das Internationale Paralympische Komitee (IPC) am gestrigen Mittwoch den Beschluss verkündet hatte, dass Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus nicht von den Paralympischen Spielen ausgeschlossen werden, folgte rund 20 Stunden später die Kehrtwende. Für den Deutschen Behindertensportverband ist das die einzig richtige Entscheidung - wenn auch einen Tag zu spät.
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher: "Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Das Zusammenstehen sehr vieler Nationen hat für das dringend erforderliche Umdenken gesorgt. Der gestrige Beschluss hat uns schockiert und ein dunkles Licht auf diese Spiele geworfen. Das IPC ist mit dieser Kehrtwende dem Willen des Großteils der nationalen Komitees und der Athletinnen und Athleten gefolgt, die großen Druck ausgeübt haben. Das ist ein starkes Zeichen für Demokratie innerhalb der paralympischen Bewegung. Wir haben deutlich zum Ausdruck gebracht, dass wir gemeinsam für Frieden einstehen und friedliche Spiele wollen, die nicht überschattet werden von der Teilnahme von Sportlern aus Ländern, die in diesen Stunden aktiv Krieg treiben. Respekt für das IPC, dass es die Kraft aufgebracht hat, eine falsche Entscheidung innerhalb weniger Stunden umzukehren."
Chef de Mission Dr. Karl Quade: "Die überwältigende Anzahl an Rückmeldungen hat bewirkt, dass sich die Meinung geändert hat. Das Governing Board des IPC hat endlich die Regularien beiseite geschoben und angemessen auf diese Ausnahmesituation reagiert. Wir verspüren keine Genugtuung, doch für die Paralympics und die besondere Lage hier vor Ort ist es die einzig richtige Entscheidung, um die Spiele gesichtswahrend durchzuführen. Ich hoffe, dass jetzt eine Grundlage geschaffen wurde, damit faire Wettkämpfe stattfinden und die Athletinnen und Athleten aus aller Welt ein Zeichen des Friedens setzen können."
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"Für diese Entscheidung schäme ich mich zutiefst" |
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02.03.2022 |
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Das Governing Board des Internationales Paralympisches Komitees hat auf seiner Sitzung am heutigen Mittwoch beschlossen, dass die russischen und belarussischen Mannschaften als neutrale Athlet*innen an den Paralympischen Spielen in Peking teilnehmen dürfen. Der Deutsche Behindertensportverband hält diesen Beschluss für inakzeptabel und bezeichnet die Entscheidung "in der derzeitigen weltpolitischen Lage als völlig falsches Signal."
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher: "Das ist enttäuschend und mutlos. Angesichts der täglichen Kriegsgräuel in der Ukraine hätten wir einen solchen Beschluss nicht für möglich gehalten. Es hätte eine konsequente Entscheidung gebraucht, jetzt und nicht im Anschluss an die Paralympics. Dieser Beschluss sendet ein völlig falsches Signal. In der Ukraine tobt eine russische Invasion und das IPC beruft sich auf Regeln und Paragraphen, dafür haben wir keinerlei Verständnis. Im Falle eines Krieges ein Regelwerk heranzuziehen, dass nicht die Einhaltung des olympischen und paralympischen Friedens berücksichtigt, können wir nicht nachvollziehen und ist in unseren Augen falsch. In einer solchen Situation braucht es moralische und politische Entscheidungen, keine juristischen. Ich kann und will mir noch immer nicht vorstellen, dass russische und ukrainische Athlet*innen am Freitag bei der Eröffnungsfeier ins Stadion einziehen und sich ab Samstag in sportlichen Wettkämpfen messen. Wir respektieren eine demokratisch getroffene Entscheidung, können diese aber nicht akzeptieren."
Chef de Mission Dr. Karl Quade: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass das IPC eine völlig andere Entscheidung trifft, als der absolute Großteil der Sportwelt. Seit der Gründung des IPC 1989 bin ich Mitglied der paralympischen Bewegung, doch für diese Entscheidung schäme ich mich zutiefst. Viele nationale Komitees haben totales Unverständnis für diese Entscheidung gezeigt, auch wir."
Der Deutsche Behindertensportverband hatte im Vorfeld sowohl öffentlich als auch in einem Schreiben an das IPC einen Ausschluss der russischen und belarussischen Mannschaften von den Paralympischen Winterspielen in Peking gefordert. Die Paralympics werden am kommenden Freitag eröffnet, die Wettkämpfe werden vom 5. bis 13. März ausgetragen. Insgesamt stehen 78 Medaillenentscheidungen auf dem Programm. |
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www.mediaguide-paralympics.de
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Fernsehübertragungen der Paralympics 2022 in Peking
Das Team Deutschland Paralympics für Peking
Der Deutsche Behindertensportverband nominiert 18 Athletinnen und Athleten sowie sechs Guides in vier Sportarten für die Spiele in China.
Der Countdown läuft: 18 Athletinnen und Athleten sowie sechs Guides werden sich als Team Deutschland Paralympics am 25. Februar auf den Weg nach Peking machen, wo am 4. März die Paralympischen Winterspiele eröffnet werden. Das junge deutsche Team will sich bis zum 13. März der starken internationalen Konkurrenz stellen und mit möglichst guten Platzierungen in die Heimat zurückkehren. Damit hat die Nominierungskommission des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) 35 Tage vor Beginn der Paralympics für Klarheit gesorgt, wer Deutschland in Peking vertreten wird.
Dass das Team Deutschland Paralympics mit Blick auf die Wintersportarten im Umbruch ist, verdeutlichen zwei Zahlen: Sieben Athletinnen und Athleten sind 22 Jahre oder jünger und gleich neun feiern in Peking ihre Paralympics-Premiere – das ist die Hälfte der Mannschaft. Jüngste deutsche Teilnehmerin wird die erst 15-jährige Linn Kazmaier (Para Ski nordisch) von der SZ Römerstein sein. Die sehbehinderte Athletin aus dem baden-württembergischen Oberlenningen feierte erst kürzlich ihr Debüt bei der Para Schneesport-WM in Lillehammer und überzeugte mit zwei sechsten und zwei neunten Plätzen. Als ältester Deutscher geht der 52-jährige Alexandr Ehler an den Start, erfahrenste Athletin ist Para Ski alpin-Fahrerin Andrea Rothfuss, die in Peking nach Turin 2006, Vancouver 2010, Sotschi 2014 und PyeongChang 2018 bereits ihre fünften Paralympics erleben wird.
Friedhelm Julius Beucher: „Durch sportliche Boykotte hat es bisher noch nie eine Veränderung gegeben“
Das sieht auch Friedhelm Julius Beucher so, der das Team Deutschland Paralympics inzwischen zum siebten Mal als Delegationsleiter anführt. Wer ihn kennt, weiß: Der Präsident freut sich trotz allem auf diese Wettkämpfe. „Die Vorfreude ist immer da, weil die Paralympics das größte Sportereignis sind und bleiben, an dem ein Sportler mit Behinderung teilnehmen kann. Nirgends sonst stehen unsere Athleten derart im Fokus. Daher sind die Paralympics sportlich ein absolutes Highlight, aber es mischen mit Blick auf Corona und den Austragungsort China auch große Sorgenfalten mit.“
Denn bis das Sportliche tatsächlich im Vordergrund steht, seien noch viele Fragen zu klären. Stichwort Quarantäne-Bestimmungen, Unterkünfte, Versorgung isolierter Athleten und die Kommunikation. Beucher erklärt es zur „großen Herausforderung für den Verband, die Unversehrtheit der Sportler und des gesamten Teams sicherzustellen. Ich fühle mich als Präsident verpflichtet, dafür zu sorgen, dass alle gesund zurückkommen.“ Der Impfschutz habe oberste Priorität und sei eine Frage der individuellen Verantwortung, wie der 75-Jährige betont. Daher reisen nach Peking nur Athlet*innen und Betreuer*innen, die vollständig – also mindestens zweimal – geimpft sind. Denn Ungeimpften droht nach der Einreise eine dreiwöchige Zimmer-Quarantäne, diese wolle man unter allen Umständen vermeiden. „Es würde also schlichtweg keinen Sinn machen, ohne vollständigen Impfstatus dort hinzufahren“.
Ausblenden könne Beucher auch nicht die politische Diskussion. „China ist unter Berücksichtigung der Menschenrechtslage ein Land, in das Olympische und Paralympische Spiele nicht hätten vergeben werden dürfen“, kritisiert der DBS-Präsident. Deutschland nehme dort an den Wettkämpfen teil, man dürfe aber nicht vergessen und verschweigen, was dort Menschen und Minderheiten zum Teil widerfährt. Beucher stellt klar: „Ich fahre nicht nach China, um Ärger zu machen, aber wenn ich gefragt werde, sage ich auch meine Meinung. Die Entscheidung, die Spiele dorthin zu vergeben, ist nicht mehr umkehrbar. Aber diejenigen, die sie getroffen haben, müssen sich gefallen lassen, dass sie darauf hingewiesen werden.“
Forderungen nach einem Boykott der Sportler*innen hält der Präsident für falsch und vertritt eine klare Haltung: „Es ist ohnehin schon schwer genug, zwischen politischem und sportlichem Boykott zu trennen. Letzteres steht nicht zur Diskussion und hat auch noch nie etwas bewirkt. Durch sportliche Boykotte hat es in der Vergangenheit noch nie eine Veränderung gegeben. Das ist Sache der Regierungen“, warnt Beucher. „Trotzdem fällt es schwer zu schweigen, zumal nach 2008 und den Sommerspielen in Peking positive Veränderungen in Aussicht gestellt wurden.“
Athletinnen wie Leonie Walter versuchen sich hingegen, ganz auf ihren Sport zu konzentrieren. Trotz der besonderen Umstände in China verspürt die 17-Jährige Vorfreude, wenn sie an ihr mögliches Debüt denkt: „Es ist natürlich sehr schade, dass es kein Deutsches Haus gibt und keine ausländischen Zuschauer dabei sein dürfen, aber das wird sicher trotzdem ein super Erlebnis.“
Gemeinsame Presseerklärung von DOSB-Präsident Thomas Weikert und DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher in Vorfeld der Olympischen und Paralympischen Spiele Peking 2022 |
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26.01.2022 |
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„Der organisierte Sport in Deutschland mit seinen Dachorganisationen Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) und Deutscher Behindertensportverband (DBS) steht für einen wertebasierten Sport. Dazu gehören für uns neben Aspekten wie Toleranz, Vielfalt, Integration, Inklusion, Integrität, Fair Play und vielem mehr selbstverständlich auch die Geltung der allgemeinen Menschenrechte. Wenn wir nun in wenigen Tagen zu den Olympischen und Paralympischen Winterspielen in Peking starten, dann stehen für uns die Athlet*innen im Vordergrund, die vielfach über viele Jahre auf die Verwirklichung ihres olympischen oder paralympischen Traums hingearbeitet haben. Dies gilt umso mehr im Kontext der großen Herausforderungen um die anhaltende Corona-Pandemie.
Wir blenden aber, wie bereits in der jüngeren olympischen und paralympischen Vergangenheit geschehen, nicht die Realitäten aus, unter denen diese ganz besonderen Sportgroßveranstaltungen stattfinden. Im engen Austausch mit dem Auswärtigen Amt und Vertreter*innen von NGO´s haben wir die Mitglieder von Team D und Team D Paralympics in die Lage versetzt, sich über die gesellschaftspolitische Situation in China ein eigenes Bild zu verschaffen. Als Delegationsleiter vor Ort werden wir uns in jedem Fall schützend vor unsere Athlet*innen stellen, unabhängig ob sie sich zu nichtsportlichen Themen äußern wollen oder nicht. Athlet*innen dafür verantwortlich zu machen, wo diese Spiele nun stattfinden, wäre nicht fair.“ |
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